Störungsbilder bei Kindern

Sprachentwicklungsstörungen (SES)

Sprachentwicklungsstörungen (SES) betreffen die Kommunikation, das Sprachverständnis, den Wortschatz und die Laut-, Wort- und Satzbildung. Bei einer SES sind oft mehrere Bereiche gleichzeitig betroffen.

Ziel des Therapeuten:

Alle Kinder befinden sich zum Zeitpunkt der Therapie noch in der Entwicklung, d.h. ihre (sprachlichen) Fähigkeiten verändern sich fortlaufend. Therapeutinnen passen die Therapie diesen Veränderungen an, um erfolgreich arbeiten zu können.

In der Kindertherapie wird entweder direkt, indirekt oder in Kombination von direkten und indirekten Methoden mit dem Kind gearbeitet. Indirekt bedeutet, dass die Arbeit mit dem Kind im Spiel erfolgt, d.h. dem Kind ist nicht bewusst, dass eine Störung vorliegt. Der Therapeut erarbeitet die sprachlichen Strukturen, indem er sie dem Kind anbietet und im Spiel deren Verwendung verdeutlicht. Das direkte Vorgehen ist dadurch gekennzeichnet, dass das Kind genau weiß, worum es geht, und bewußt mitarbeitet.

Störungen der Schriftsprache, Lese-Rechtschreibschwäche

International wird eine Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) als „Entwicklungsstörung des Lesens und Schreibens“ definiert. In Deutschland werden die Begrifflichkeiten LRS und Legasthenie (auch Entwicklungsdyslexie/dysgraphie) synonym verwendet. Die LRS ist eine Teilleistungsstörung, d.h. das Kind hat bei einer durchschnittlichen oder überdurchschnittlichen allgemeinen Begabung ausschließlich in den Bereichen Lesen und/ oder Schreiben große Schwierigkeiten.

Ziel des Therapeuten:

Es gibt nicht „die“ Legasthenie, deshalb gibt es auch nicht „die“ Therapie.

Da jede Legasthenie individuell ist, muss auch das Training individuell auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt werden. Eine Therapie sollte die Bereiche Aufmerksamkeit, Konzentration, Wahrnehmung, Fehlerbearbeitung und Regelwissen berücksichtigen.

Artikulationsstörungen

(phonetisch-phonologische Störungen)

Artikulationsstörungen sind Abweichungen bei der Aussprache von Lauten bzw. Lautverbindungen aufgrund von Hörwahrnehmungs- oder sprechmotorischen Störungen (bzw. einer kombinierten Störung).

 

Ziel des Therapeuten:

Die logopädische Therapie wird individuell nach den Ergebnissen der Diagnostik geplant und orientiert sich an den Fähigkeiten sowie am Alter und den Interessen eines Kindes. Zunächst lernt es seine Wahrnehmung für richtige bzw. abweichende  Artikulation zu verbessern. Das Kind soll in der Lage sein, die Aussprache zunächst bei anderen Menschen dann auch bei sich selbst genau zu beurteilen. Neben der Verbesserung der auditiven Fähigkeiten wird das korrekte Lautmuster mit unterschiedlichen Methoden erarbeitet und trainiert.

Stottern

Sprechunflüssigkeiten beginnen meist im Alter zwischen 2 und 5 Jahren. Kinder, die unflüssig sprechen, verlieren für Momente die Kontrolle über ihr Sprechen. Für manche Kinder stellt das unflüssige Sprechen eine psychische Belastung dar, auf die sie emotional reagieren. Sie sind verärgert, dass sie nicht sprechen können, ziehen sich zurück oder beginnen sich dafür zu schämen, das Stottern kann sich verfestigen. Dabei entspricht der Schweregrad der Stottersymptomatik nicht immer dem Leidensdruck eines Kindes – es gibt durchaus leicht stotternde Kinder, die sehr darunter leiden und schwer stotternde Kinder, bei denen man den Eindruck hat, es mache ihnen wenig aus.

Für Stottern typische Unflüssigkeiten können situationsabhängig und phasenweise schwanken. So sprechen viele stotternde Kinder während einer Untersuchung beim Kinderarzt flüssig. Auch symptomfreie Phasen sind möglich.

 

Ziel des Therapeuten:

Nicht jedes stotternde Kind braucht Therapie. Die hohe Rate an spontanen Heilungen rechtfertigt eine Therapie nur, wenn das Kind ungünstige Strategien zur Überwindung oder Vorbeugung der Stotterereignisse entwickelt oder wenn es psychische Reaktionen zeigt, wie Frustration, sprachlichen Rückzug, etc. Eine Therapie bzw. Beratung kann auch erforderlich werden, wenn Eltern unsicher sind. Hier kann der Umgang mit Sprechunflüssigkeiten des Kindes besprochen und positiv beeinflusst werden, so dass später u.U. keine Therapie mit dem Kind notwendig wird.

Hier ist das Ziel ein möglichst entspannter Umgang mit dem Stottern und die Verbesserung der Sprechflüssigkeit.

Poltern

Poltern im Kindesalter zeigt sich wie auch bei Erwachsenen in schnellem und / oder unregelmäßig (irregulär) schwankendem Sprechtempo. Es treten dabei Auslassungen, Verschmelzungen und artikulatorische Veränderungen von Lauten, Silben, Wörtern und Phrasen auf.

 

Ziel des Therapeuten:

Bei Kindern im Vorschulalter und frühen Grundschulalter wird, sobald in diesen Bereichen Defizite auftreten, zuerst an Sprachverständnis, Aussprache, Grammatik und Wortschatz sowie grundlegendem Kommunikationsverhalten gearbeitet, wie z.B. sich beim Sprechen abwechseln, oder Zuhören lernen. Die Arbeit in diesen Bereichen wird so gestaltet, dass sie indirekt zur Verbesserung des Polterns beiträgt. Eltern werden in die Therapie eingebunden und lernen, helfend auf auftretende Poltersymptome zu reagieren und gut verständliches Sprechen beim Kind positiv zu verstärken. Übungen zur Mundmotorik und schneller, deutlicher Aussprache (orale Diadochokinese) sind ein weiterer Therapiebereich.

Funktionelle Stimmstörungen

Bei einer funktionellen Stimmstörung kommt es zu Veränderungen des Stimmklangs und Einschränkung der Leistungsfähigkeit der Stimme, ohne dass organische Veränderungen des Stimmorgans ersichtlich sind. Meist tritt die funktionelle Stimmstörung im Kindesalter mit hyperfunktionellen Komponenten (zu viel Spannung) auf. Dann klingt die Stimme heiser, rau, gepresst und angestrengt, manchmal auch behaucht und/oder aphon (tonlos). Resonanz und Lautstärke sind eingeschränkt, die Stimmlage vertieft, die Muskelspannung erhöht und beim Sprechen wird eine Schnappatmung hörbar.

Ziel des Therapeuten:

Bei Kleinkindern und Kindergartenkindern steht die Aufklärung, Beratung und ggf. Anleitung der Eltern im Vordergrund. Liegen psychosoziale oder familiär bedingte Ursachen zugrunde, sollten begleitend therapeutische Interventionen (z. B. Familientherapie) stattfinden.

Eine logopädische Stimmbehandlung wird in der Regel erst mit Kindern ab dem Vorschulalter durchgeführt; dies kann in Einzel- oder Gruppensitzungen sein. Je nach Alter des Kindes wird eher indirekt oder direkt gearbeitet in den Bereichen: Körperspannung, Atmung, Artikulation und Stimmgebung; die Förderung der auditiven und taktil-kinästhetischen Wahrnehmung sowie ein Kommunikationstraining mit dem Kind, fließen in die Behandlung ein. Die Eltern werden immer in die Therapie mit einbezogen.

Organisch bedingte Stimmstörungen

Organische Veränderungen unterschiedlichster Ursachen im Kehlkopf (Larynx) bzw. an den Stimmlippen (umgangssprachlich: Stimmbändern) werden als organische Stimmstörungen bezeichnet. Es kommt zu Stimmklangveränderung (Heiserkeit), Einbuße der Leistungsfähigkeit, Sprechanstrengung, Missempfindungen oder Schmerzen.

Ziel des Therapeuten:

Die meisten Kinder, die zur logopädischen Stimmbehandlung kommen, haben sekundär organische Veränderungen (Knötchen oder Polypen). Zwar verschwinden in ca.70-80% der Fälle vor allem bei Jungen, die Knötchen nach der Pubertät, aber die Ursachen (wie z.B. ungünstiger Stimmgebrauch) werden beibehalten. Dies führt dazu, dass bei Stimmbelastung zu einem späteren Zeitpunkt (z.B. in der Schule oder im Berufsleben) wieder Stimmerkrankungen auftreten können. Deshalb ist in jedem Fall eine logopädische Therapie sinnvoll.

Die Behandlung beinhaltet neben Übungen zur Verbesserung der Haltung, Atmung, Wahrnehmung und Motorik spezielle Stimmübungen zur Verbesserung des Stimmklanges und der Stimmleistung. Auch Elternberatung und Kommunikationstraining mit dem Kind gehören zur logopädischen Therapie. Ggf. werden zusätzliche Beratungen oder therapeutische Maßnahmen empfohlen.

Schluckstörungen

Schluckstörungen (Dysphagien) können bei Kindern in jeder Altersstufe auftreten. Sowohl Säuglinge als auch ältere Kinder können unter Schluckstörungen leiden. Bei den Säuglingen sind oft Frühgeborene betroffen, die z.B. nicht kraftvoll saugen können.

Funktionelle orofaziale Störungen

(Myofunktionelle Störungen)

Bei einer funktionellen orofazialen Störung handelt es sich um eine Störung der Muskulatur im Mund-Gesichtsbereich. Betroffen sind die Bewegungs- und Koordinationsabläufe sowie das muskuläre Gleichgewicht aller am Schlucken beteiligten Strukturen aufgrund einer isolierten Fehlfunktion der Wangen-, Lippen- und Zungenmuskulatur (auch als Myofunktionelle Störung/Orofaziale Dysfunktion bezeichnet).

Ziel des Therapeuten:

Grundsätzliche Ziele der sogenannten Myofunktionellen Therapie sind unter anderem die Stimulation der oralen Wahrnehmung und Sensibilität, der Abbau ungünstig auf das Muskelfunktionsgleichgewicht wirkender Verhaltensmuster sowie die Anbahnung physiologischer Bewegungsmuster und der Nasenatmung. Eine Intervention nutzt dabei wahrnehmungstherapeutische Methoden, trainiert die korrekte Lippen- und Zungenruhelage inklusive Mundschluss und Nasenatmung, unterstützt die orofaziale Regulation durch gezieltes Muskelfunktionstraining (mundmotorische Übungen) und bahnt das physiologische Schluckmuster an.

Organisch bedingte Schluckstörungen

(Dysphagien)

Kindliche Schluckstörungen (Dysphagien) können vom Säuglingsalter an in jeder Altersstufe auftreten. Bei Schluckstörungen ist zumeist sowohl die Beweglichkeit der Mundmuskulatur als auch die Wahrnehmung (Sensibilität) im Gesicht, des Mundinnenraums und des Rachens betroffen. Durch die Beeinträchtigung der Bewegungen und der Sensibilität ist die Abstimmung (Koordination) zwischen den für das Schlucken wichtigen Muskeln gestört.
Bei einem Säugling zeigt sich dies beim Trinken aus der Flasche oder an der Brust darin, dass sie häufig husten, sich verschlucken oder auch ihre Atmung unterbrechen, evtl. bis zum Atemstillstand. Auch kann das Saugen zu schwach sein, um selbständig ausreichend Milch trinken zu können. Insbesondere Frühgeborene zeigen diese Schwierigkeiten häufig bei ihren ersten Trinkversuchen.
Bei Kleinkindern zeigen sich kindliche Schluckstörungen darin, dass die Aufnahme, Verarbeitung und der Transport von Breikost oder fester Nahrung sowie von Flüssigkeit und Speichel beeinträchtigt sind. So kann z. B. feste Kost nicht angemessen gekaut und eingespeichelt werden, um sie dann sicher abschlucken zu können. Vor oder während des Schluckens besteht die Gefahr, dass flüssige oder feste Nahrung in die Luftröhre (Aspiration) kommen kann.

Ziel des Therapeuten:

In der Therapie kindlicher Schluckstörungen können kausale Verfahren, kompensatorische Techniken sowie Hilfsmittelanpassungen zum Einsatz kommen.

Zunächst wird grundsätzlich an einer möglichst optimalen Positionierung des Kindes während des Essens gearbeitet. Dies reicht von einer adäquate Stillposition bis hin zur Anpassung der Sitzposition im Rollstuhl.

Es gibt verschiedene Therapieansätze zur Behandlung der ganzkörperlichen und orofazialen Strukturen, z.B. die orofaziale Regulationstherapie nach R. Castillo Morales ® oder Mund- Trink- und Esstherapie nach Morris und Klein. Des Weiteren erfolgt auf der Grundlage der Diagnostik die Anpassung der Nahrung des Kindes, um eine sichere orale Ernährung zu ermöglichten. Die richtige Wahl von passenden Hilfsmitteln, wie z. B. die Wahl eines adäquaten Trinkgefäßes oder Bestecks kann die orale Ernährung ebenfalls positiv beeinflussen.

Komplexe Störungen

Autismus

Autismus ist eine angeborene, nicht heilbare tiefgreifende Entwicklungsstörung, die vor dem 3. Lebensjahr beginnt und sich in recht unterschiedlichen Symptomkombinationen und Ausprägungsgraden darstellt

Etwa die Hälfte der autistischen Menschen spricht gar nicht oder kommuniziert in Ansätzen mit Hilfe stereotyper Wörter oder kurzer Sätze, auswendig gelernter Redewendungen (Floskeln) oder wörtlichem Wiederholen von gehörten Wörtern oder Sätzen (Echolalie).

Ziel des Therapeuten:

Ganz besonders wichtig ist es, die Eltern umfassend zu informieren und einzubeziehen.

Autistische Kinder können erst dann die Fähigkeiten, auf die es ankommt, erlernen, wenn wir gewisse Rahmenbedingungen und Lernsituationen schaffen. Dazu gehören u.a. extrem kleinschrittiges Vorgehen und der Einsatz spezieller Techniken wie Verhaltenstherapie, Darstellen von Abläufen und Zusammenhängen in Bildern und Methoden der Unterstützten Kommunikation.

 

Rhinophonie/lalie

Rhinophonien (Näseln) sind Störungen des Stimmklangs und der Artikulation, die durch eine gestörte Nasenresonanz entstehen. Die Verständlichkeit der gesprochenen Sprache kann durch eine Rhinophonie bis zur Undeutlichkeit eingeschränkt sein.

Es können funktionelle und organische Ursachen unterschieden werden. 
Zu funktionellen Ursachen zählen z. B. eine nachlässige Artikulation (z. B. das Verschleifen von Konsonanten), Nachahmung von ungünstigen Sprechweisen oder auch die Beibehaltung der Nasalität nach abgeklungenen Lähmungen. 
Organische Ursachen können sein, Erkrankungen der Nasennebenhöhlen, Tumore oder auch Lippen-Kiefer-Gaumen-Segel-Fehlbildungen.

Ziel des Therapeuten:

Je nach Verursachung der Störung werden konservative (z.B. Sprechstimmtherapie) und/oder operative Verfahren eingesetzt.

 

Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen

Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS), auch auditive Verarbeitungsstörungen (AVS) genannt, sind Störungen der Weiterverarbeitung gehörter Informationen.

Ziel des Therapeuten:

Für die Behandlung sind im Regelfall 10 bis 20 Therapiestunden vorgesehen, sofern keine zusätzliche Sprachentwicklungsstörung vorliegt. Sie erfolgt ca. ein- bis zweimal wöchentlich als Einzeltherapie. Zusätzlich kann auch eine Gruppentherapie stattfinden, wobei darauf zu achten ist, dass die individuellen Schwierigkeiten des jeweiligen Kindes in der Therapie adäquat berücksichtigt werden.

Zentrale Inhalte der Behandlung sind die Beratung der Eltern und der mit dem Kind beschäftigten Pädagogen (Erzieher, Lehrer), die Modifikation der Hörumgebung (u. a. durch Berücksichtigung oder Optimierung der Raumakustik) sowie die gezielte Therapie der individuell beeinträchtigten Teilfunktionen. Sprachtherapeutische Computerprogramme können in der Behandlung unterstützend eingesetzt werden.

 

 

Cerebral bewegungsgestörte Kinder

Kinder mit cerebraler Bewegungsstörung (synonym: Cerebralparese) leiden in erster Linie an eingeschränkten motorischen Fähigkeiten aufgrund einer frühkindlichen Hirnschädigung. Je nach Hirnschädigung kann die Bewegungsstörung spastisch (mit zu hoher, eher starr wirkender Muskelspannung) sein oder mit Störungen im Bewegungsablauf (Athetose) verbunden sein. Manche Kinder haben vor allem Schwierigkeiten bei der Koordination von Bewegungen (Ataxie) oder ihre Bewegungen gelingen nur schwer oder gar nicht wegen einer zu schlaffen (hypotonen) Muskelspannung. Am häufigsten kommen spastische Bewegungsstörungen vor, die z.B. beinbetont, halbseitig oder auch ganzkörperlich auftreten können

Ziel des Therapeuten:

Ein wesentliches Ziel der logopädischen Therapie ist es, Kinder so früh wie möglich in ihrer Kommunikationsentwicklung zu unterstützen. Je nachdem, in welcher Weise die motorischen Voraussetzungen für das Sprechen eingeschränkt sind, ist ein Kind sehr unterschiedlich in der Lage, verbal verständlich zu kommunizieren. Damit die Bedingungen möglichst optimal sein können,  kann die logopädische Therapie schon im frühen Babyalter einsetzten, um z.B. die Nahrungsaufnahme zu normalisieren. Daneben steht die physiologische Sprachentwicklung, d.h. die Unterstützung der der Laut-., Wort- und Satzentwicklung, aber auch die (artikulatorische) Verständlichkeit der gesprochenen Sprache im Vordergrund der Behandlung. Leider haben Kinder mit cerebraler Bewegungsstörung häufig massive Einschränkungen im mundmotorischen Bereich, so dass ihnen präzise Artikulationsbewegungen sehr schwer fallen. In diesem Fall ist es sinnvoll, die verbale Kommunikation mit anderen Mitteln evtl. zu ersetzen (z.B. durch elektronische Hilfsmittel) oder durch andere Zeichen als Laute zu unterstützen (z.B. Bliss-Symbole).

 

 

Lippen-Kiefer-Gaumen-Segel-Fehlbildungen

Bei Kindern mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Segel-Fehlbildungen (im Folgenden: LKGS-Fehlbildungen) kann die mündliche Kommunikation durch Veränderungen der Sprechatmung, des Stimmklangs und der Aussprache beeinträchtigt sein.

Bereits im Säuglingsalter, vor allem in den ersten Lebenstagen, können unterschiedlich ausgeprägte Probleme beim Saugen, auftreten, die die Ernährung anfangs erschweren und die Eltern stark fordern. Wenn die betroffenen Kinder zu lautieren und später sinnvolle Wörter zu sprechen beginnen, klingt der Stimmklang häufig hypernasal (Rhinophonie), oder auch rau, heiser oder überhaucht, wenn die Kinder ihre Stimmbänder zu stark beanspruchen.

Ziel des Therapeuten:

Die Logopädin berät Eltern bei der Auswahl richtiger Trinkflaschen und Sauger und unterstützt den Säugling selbst beim aktiven Saugen, wenn sie dafür eine spezielle Ausbildung absolviert hat. Eine frühzeitige spielerische logopädische Therapie, die um das 2. Lebensjahr herum beginnt, sorgt dafür, dass sich Lautfehler nicht festigen, sondern schnellstmöglich verändert werden können. Auch die Veränderung des Stimmklangs kann bereits mit Kleinkindern spielerisch erarbeitet werden kann. Die Logopädin informiert sich über alle bereits erfolgten Schritte der medizinischen Rehabilitation, die durchgeführten Operationen, die Versorgung mit einem Trinkplättchen und die aktuellen Befunde bezüglich des Hörvermögens. In vielen Fällen macht die logopädische Begleitung eines Kindes mit LKGS-Fehlbildung eine Langzeittherapie notwendig.

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